Die Rolle von Kumis in der mongolischen Gesellschaft
Wenn du jemals das Vergnügen hattest, die Weiten der mongolischen Steppe zu bereisen, dann weißt du, dass diese Landschaft nicht nur postkartenschön ist, sondern auch kulinarische Eigenheiten birgt, die für uns Europäer ein zwar faszinierendes, aber auch herausforderndes Abenteuer darstellen. Eines dieser Abenteuer in flüssiger Form heißt Kumis.
Was ist Kumis?
Traditionelles Erfrischungsgetränk
Passt perfekt zum Kebap oder als Beigetränken zu Raki.
Kumis, auch bekannt als Airag, ist ein fermentiertes Getränk aus Stutenmilch. Diese an Kefir erinnernde Substanz hat eine lange Tradition in Zentralasien, insbesondere in der Mongolei, Kasachstan und Kirgisistan. Wenn man es genau betrachtet, riecht und schmeckt Kumis eher wie eine Mischung aus süßem Joghurt und leichtem Bier. Doch Vorsicht, dieser leicht prickelnde Drink kann zwischen einem und vier Prozent Alkohol enthalten, abhängig von der Länge der Fermentationszeit.
Der Geschmackstest: Herausforderung und Ekel inklusive?
Es lässt sich nicht leugnen: Der Geschmack von Kumis ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Für jemanden, der mit Milchprodukten aufgewachsen ist, die pasteurisiert und in polierten Flaschen verkauft werden, kann der erste Schluck von Kumis ein wahrer Kulinarik-Schock sein. Der leicht säuerliche, buttrige und manchmal auch leicht salzige Geschmack ist nicht jedermanns Sache. Hinzu kommt die Tatsache, dass fermentierte Stutenmilch für das ungeübte Verdauungssystem auch schon mal zu Turbulenzen führen kann. Aber warum sollte man es dann versuchen?
Kulturelle Bedeutung: Mehr als nur ein Getränk
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Die Antwort liegt in der tiefergehenden kulturellen Bedeutung von Kumis für die mongolische Gesellschaft. In der Mongolei ist Kumis nicht bloß ein Getränk, sondern ein Symbol für Gastfreundschaft und Zusammenhalt. Während der Sommermonate, wenn die Nomadenstämme ihre Herden auf frischen Weiden grasen lassen, wird Stutenmilch gesammelt und fermentiert. Dies geschieht in traditionellen Lederbeuteln oder modernen Plastiktanks (ja, auch in der Steppe hält die Moderne Einzug).
Besucher eines Nomadencamps werden oft mit einer Schale Kumis begrüßt, die ihnen ohne zu zögern gereicht wird. In solch einem Moment darf man sich auf keinen Fall dem ersten Impuls hingeben, das Getränk abzulehnen. Das wäre nicht nur unhöflich, sondern gliche beinahe einer sozialen Fauxpas. Kumis zu trinken, bedeutet, die Gemeinschaft und die Traditionen der Nomaden zu respektieren. Dieser Respekt ist von entscheidender Bedeutung, um die tiefe, fast spirituelle Verbindung zu verstehen, die die Mongolen zu ihrer Umwelt und ihren Tieren haben.
Die Herstellung: Ein Balanceakt zwischen Tradition und Moderne
Fermentation ist eine altehrwürdige Kunst, und bei der Herstellung von Kumis ist es nicht anders. Die Milch wird gesammelt und in einem Behälter etwa zwei Tage lang fermentiert, wobei sie regelmäßig geschüttelt wird, um die Mischung gleichmäßig zu halten. In traditionellen Kontexten wird dies oft von Hand gemacht, was einen gewissen Muskeleinsatz erfordert. Doch in modernen Nomadencamps hat sich auch die eine oder andere mechanische Hilfe eingeschlichen.
Die mikrobiellen Prozesse, die bei der Fermentation ablaufen, sind verhältnismäßig simpel, aber entscheidend. Milchsäurebakterien und Hefen arbeiten zusammen, um Zucker in der Milch in Alkohol und Kohlendioxid umzuwandeln. Diese feine Abstimmung der Mikroorganismen sorgt nicht nur für den Alkoholgehalt, sondern auch für den charakteristischen Geschmack von Kumis.
Kumis in der modernen Welt: Ein Kulturschock oder Bereicherung?
Natürlich ist die besondere Zubereitungsart nicht der einzige Grund, warum Kumis in der westlichen Welt selten zu finden ist. Es gibt kulturelle und geschmackliche Barrieren, die nicht leicht zu überwinden sind. Dennoch gibt es eine zunehmende Anzahl mutiger Genießer und experimentierfreudiger Gourmets, die das Abenteuer Kumis auf sich nehmen. Immer mehr Menschen interessieren sich für die vielen einzigartigen Lebensmittel, die unsere Welt zu bieten hat, und Kumis ist ohne Zweifel ein solcher Schatz – wenn auch ein schwieriger. Eines steht fest: Kumis ist mehr als nur ein Getränk; es ist ein Fenster in eine Kultur und Lebensweise, die tief in der Geschichte und den Traditionen der mongolischen Völker verankert ist.
Also, wenn du das nächste Mal vor einer Schale Kumis stehst, sei mutig und nimm einen Schluck. Es mag vielleicht nicht sofort Liebe auf den ersten Blick sein, aber es ist ein Schritt auf dem spannenden Weg des kulinarischen Abenteuers.